Ein Maskenball in Venedig

1 Kommentar by Annette Meisl

Es begann mit dem Besuch einer geheimnisvollen Dame. Ich hatte mein Zwanzigerjahre-Konzert im La Galana Salon gestartet, da betrat sie, in eine elegante bodenlange Robe gekleidet, den Raum. In der Pause sprach sie mich an. Hätten Sie Lust, auf einem privaten Maskenball in Venedig zu singen?“ Immer zu Abenteuern aufgelegt, sagte ich zu. So kam es, dass ich am 6. Februar nach Venedig flog. 

Der private Palazzo lag versteckt am Ende eines dunklen Gässchens in der Nähe des Canale Grande. Goldene Klingelknöpfe mit klingenden italienischen Familiennamen luden den Besucher zu Träumereien ein. Wer dort wohl wohnen mochte?

Zwanziger Jahre La-Galana Annette Meisl - 20er Jahre

Ein elegant gekleideter Herr mit Rüschenkragen, Frack und Schweinenase, begleitete mich galant in das „Piano Nobile“, das prächtige Stockwerk, das sich im 17. Und 18. Jahrhundert die Adligen vorbehielten, um ihre opulenten Festivitäten zu zelebrieren.

Zwanziger Jahre La-Galana Annette Meisl - 20er Jahre

Hier erwartete mich die geheimnisvolle Dame und stellte sich als Contessa Casati vor, die in den Zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts als exzentrische und skandalöse Gastgeberin bekannt war, die schon mal mit nichts als einer Pfauenfeder bekleidet, ihre Gäste zu empfangen pflegte. Die Contessa des Jahres 2024 trug mehr als eine Feder und zeigte an nackter Haut nur den tiefen Ausschnitt. Sonst war sie in züchtiges Schwarz gekleidet. Ihre Gäste trugen „Tier“, der Titel des Abends war „Die Menagerie der Contessa“.

Zwanziger Jahre La-Galana Annette Meisl - 20er Jahre


Der Mann mit der Schweinenase gab mir mein Funkmikro. Der Ton distorsionierte und ich war so irritiert von Kerzenleuchtern, Ahnengalerie, Tiermasken, spitzenbesetzten Roben, livrierten Kellnern, Champagnerkelchen, Pracht und Prunk, dass mich die Panik packte, ich könne kein einziges Lied herausbringen. „Ich werde den Text vergessen,  diesem edlen Rahmen nicht würdig sein“, überkam es mich. So zog mich hinter den Garderobenständer zurück und wiederholte immer wieder den Text meines ersten Songs „Ich wollt ich wär ein Huhn …“ Ein Gläschen Prosecco half. Ich verwandelte Angst in Übermut und so gelang der Auftritt und der Applaus ward nur zu gern von mir gekostet!

Zwanziger Jahre La-Galana Annette Meisl - 20er Jahre

Hinter den Masken von Pfau und Tiger, von Katze und Löwe steckten Karnevalsliebhaber aus diversen Ländern der Welt, die sich teilweise das ganze Jahr über auf diese Woche in Venedig vorbereitet hatten. Ihre historischen Kostüme waren von Spezialisten angefertigt worden und kosteten mehrere Tausend Euro. Ich versank in einer Welt, die ich mir nie ausgemalt hätte.

Zwanziger Jahre La-Galana Annette Meisl - 20er Jahre

Das Hotel für nächstes Jahr ist schon gebucht. Ich hatte die Ehre, von der Contessa erneut eingeladen zu werden! Viva Venezia! Nächstes Jahr wird auf ihren Wunsch sogar ein kölsches Karnevalslied dabei sein!

In diesem Sinne, Kölle Alaaf,
Annette

Zwanziger Jahre La-Galana Annette Meisl - 20er Jahre
Zwanziger Jahre La-Galana Annette Meisl - 20er Jahre
Zwanziger Jahre La-Galana Annette Meisl - 20er Jahre

 

 

 


1 Kommentar


  • Conni Lieske

    Toll, Annette!
    Als Venezia und Carnevale Fans haben deinen Bericht mit großem Vergnügen gelesen.
    Jetzt wüsste ich nur noch gerne: In welchem Hotel bist du abgestiegen bzw. logierst du nächstes Jahr? Wir waren schon zu allen Jahreszeiten in der Lagunenstadt und kennen uns dort ziemlich gut aus. Und Italienisch spreche ich natürlich auch – wobei das “Venexiano” ganz anders klingt, teils eher wie Spanisch ( z.B. “calle”)
    Ciao-ciao!
    CONNI & THOMAS in Hannover


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